Blaukraut als kräftig-würziger Salat mit blütenhaftem Charakter

Zutaten:


1 kleiner bis mittlerer Kopf Blaukraut
einige Walnusskerne
Kreuzkümmelpulver nach Belieben
Salz
Essig
Olivenöl
evtl. Zwiebel ganz fein gewürfelt

Zubereitung:

Zunächst kann in der Vorstellung ein Bild entworfen werden, wie ein Blaukrautsalat aussehen könnte, der zu einer maßvollen Anforderung für die Menschen wird, die den Salat essen werden. Das Bild eines blütenhaft ansprechenden, geschmeidigen Salates kann kreiert werden, der durch die Gewürze sowie die Form aus jeglicher Schwere herausgehoben wird, der aber dennoch substanziell kräftig ist.

Nun können die praktischen Zubereitungsschritte erfolgen. Zunächst den Rotkohl von trockenen oder weichen Blättern befreien, waschen und vierteln und den Strunk sowie die gröberen Blattansätze entfernen.

Dann die Viertel mit einem Gurkenhobel so fein wie möglich in Streifen hobeln. So wird er aufgelockert und nimmt bereits eine zartere Form an.

Die Walnüsse vierteln und in einer Pfanne mit Öl bei mittlerer Hitze leicht rösten und sie dann auf einen Teller geben.

In der Pfanne die Blaukrautstreifen mit etwas Öl und einigen Tropfen Wasser zunächst bei hoher Hitze und ständigem Wenden dünsten. Das Kraut soll gleichmäßig an dem Hitzeprozess teilnehmen, wodurch es seine vitale und starre Form verliert und immer geschmeidiger wird. Den gemahlenen Kreuzkümmel zugeben und in den Wärmeprozess mit einbeziehen. Mit seiner leichten Schärfe dringt er bereits verwandelnd in das Kraut ein und regt die Verdauungsorgane an, die dadurch dem Kohl mit mehr Kraft begegnen können.

Das Kraut sollte noch etwas Biss haben. In einer weiten Schüssel oder auf einer Salatplatte die nun geschmeidigen Streifen abkühlen lassen.

Aufmerksam kann man beobachten, wie die Blaukrautstreifen sich durch die Hitzeeinwirkung in ihrer Farbe, Konsistenz und Geschmeidigkeit verändern. Mit mehrmaligem Zubereiten dieses Gerichtes reift der Blick dafür, wann der Garprozess abgeschlossen ist, auch ohne, dass man ständig probieren muss. Das Dünsten dauert wenige Minuten, je nach Krautsorte und gewünschter Weichheit.

Zu dem abgekühlten Blaukraut Salz, Essig, Öl und Zwiebeln zugeben. Die Säure des Essig lässt das Blau des Krautes in einen warmen Rotton aufleuchten.

Zuletzt die Walnüsse zugeben. Den Salat abschmecken und etwa ½ Stunde ruhen lassen, sodass das Salz und vor allem der Essig das Kraut durchdringen und weitere auflockernde Verwandlungsprozesse im Kraut stattfinden können. Der Salat wird zunehmend leichter verdaulich und harmonisch abgerundet.

Aus dem kompakten Kohlkopf ist ein anziehender Salat geworden der sicherlich gerne entgegen genommen wird.

Das äußere Erscheinungsbild der verschiedenen Gemüse und Früchte verrät uns bereits einiges über ihren Charakter. Es gibt Gemüse, bei denen mehr das wässrige Element betont ist, wie bei Gurken und Tomaten. Bei anderen herrscht mehr ein mildes Element vor, beispielsweise bei Karotten oder Fenchel und es gibt sehr kompakte und kräftige Vertreter, wie etwa die Kohlgemüse.

Ausgehend von dem Charakter kann man die Überlegungen für das Zubereiten beginnen. Einem sehr leichten Gemüse könnte man eine kräftigere Note verleihen. Den lieblichen und milden Charakter eines Gemüses möchte man unterstreichen, ohne ihn zu überdecken.

Unübersehbar demonstriert das Blaukraut seine Kompaktheit, in die sich kaum eindringen lässt.

Die kompakte und kräftige Form fordert geradezu heraus, sie in eine Auflockerung zu bringen, damit die Verdauungsanforderung nicht die eigenen Kräfte übersteigt und Störungen verursacht. So kann ein erstes Durchgestalten der Speise beginnen, damit ein harmonisches Ergebnis entsteht.

Im Strunk tendieren die Kohlehydrate schon Richtung unverdauliche Cellulose, die man als holzige Fasern kennt. Die einzelnen Kohlblätter wachsen nicht locker am Stängel entlang, sondern sitzen eng beieinander, fest ineinander gewickelt, eine sehr kompakte kugelige Form bildend.

Die unübersehbare Schwere des Kohls setzt sich gerne bis in die Verdauung fort, mit entsprechenden Störungen.

Heinz Grill spricht in dem Buch „Ernährung und die gebende Kraft des Menschen“ von einer geballten Kraft und einem recht irdischen Charakter beim Blaukraut. Er beschreibt den sehr hohen Krafteinsatz in der Verdauung, um es gut verdauen zu können, wodurch jedoch das Willenselement im Menschen und Wärmekräfte gestärkt werden und damit die Bereitschaft wächst, im praktischen Leben tatkräftiger anzupacken.