Kohlenhydrate sind Verwandlungskünstler

Die einfachste Form der Kohlenhydrate ist der Zucker, der als Traubenzucker glucose in der Photosynthese entsteht, als Reservestärke in der Pflanze eingelagert wird und aus der sich die gesamte Vielfalt der pflanzlichen Erscheinungsformen metamorphosiert.

Dabei gibt es die verfestigenden Prozesse

Wenn mehrere Zuckermoleküle im Lebensstrom der Pflanze aneinander gebunden werden, entsteht die Stärke. Sie ist im Gegensatz zum Zucker wasserunlöslich und kann deshalb als Vorratssubstanz in der Pflanze angereichert werden. Auf diese Weise entstehen das Fruchtfleisch der Gemüse und Früchte und der Mehlkörper in den Getreidekörnern. In allen Pflanzen bildet die Stärke das Gerüst für ihre spezifische Form.

Gehen die Verdichtungsvorgänge der Kohlenhydrate weiter, dann entsteht die für den Menschen unverdauliche Zellulose. Sie ist beispielsweise in den Kleieanteilen und im Stroh der Vollkorngetreide zu finden. Gut bekannt ist sie uns auch als Verholzungen in Rettichen, Kohlrabi oder Bohnen. Die weißen Haare der Baumwolle, sowie die Wurzeln und das Holz der Bäume sind zu Zellulose verhärtete Kohlenhydrate.

In der verdichteten Form der Stärke nähren die Kohlenhydrate Menschen und Tiere und geben den Pflanzen ihre Gestalt. In der noch stärker verdichteten Zellulose schenken sie den Pflanzen mit dem Wurzelwerk ihre Verankerung im Boden. Als Holz bilden sie das Ausgangsmaterial für Möbel und Häuser und aus der Baumwolle entstehen die Stoffe für die Kleidung.

Und es gibt die verfeinernden, zum Leichten und Süßen tendierenden Verwandlungen

Metamorphosierte Kohlenhydrate erfreuen in Form von Farbenpracht, duftenden Aromen und lieblicher Süße die menschlichen Sinne und bereichern die seelischen Empfindungen. Der so flüchtige Farbenzauber des Regenbogens ist in ihnen manifest geworden.

Von der Reservestärke ausgehend werden die Kohlenhydrate unter dem Einfluss der Sonnenwärme immer feiner und flüchtiger. Die verwandelten Kohlenhydrate finden sich vor allem in den oberen Pflanzenteilen: in den Blüten, in denen sie in Form von Nektar von den Bienen gesammelt und zu Honig gemacht werden, im prächtigen Farbenspiel der Blütenblätter oder in den sich verströmenden Duftstoffen der stark flüchtigen ätherischen Öle; in den Früchten als süßer Geschmack und in den Kräutern als vielfältigste Aromen. Jeder kennt die Erfahrung, wenn nach sonnenreichen warmen Tagen die Früchte besonders süß und aromareich schmecken. Die Kohlenhydrate in Form der eingelagerten Stärke tendieren unter diesem Einfluss immer mehr zur Auflösung und zum Verströmen hin. Diese feineren Formen finden sich jedoch nicht nur in der Blütenregion, sondern können von manchen Pflanzen auch in der Wurzel, wie beim Ingwer oder der Zuckerrübe, im Stängel wie beim Zuckerrohr, in der Rinde wie beim Zimt oder in den Blättern wie bei vielen Kräutern eingelagert sein.