Phytinsäure

– eine zweifach interessante Substanz, sie bewahrt die Keimfähigkeit der Samen und weist auf die Besonderheit der Getreide als Nahrung hin

Phytinsäure ein Mineralienspeicher – Wirkung in Pflanze und Mensch

Die Phytinsäure bindet Mineralien an sich und erhält damit die Keimfähigkeit unserer Nahrungspflanzen. In allen Samen, Getreidekörnern, Hülsenfrüchten, Sonnenblumenkernen, Sesam, Kürbiskernen speichert die Phytinsäure Mineralien, damit sie dem Keimling in seinen ersten Wachstumstagen zur Verfügung stehen und nicht vorzeitig durch Wasser ausgeschwemmt werden können. Mit dieser genialen Speicherfunktion sind aber auch wir konfrontiert, wenn wir beispielsweise ein einladendes Gericht aus Vollkornreis, Kichererbsen und Sesamsamen zu uns nehmen wollen, weil die Phytinsäure auch hier die Mineralien unlöslich gebunden hält.

Keimende Kichererbsen
von Alina Kuptsova auf Pixabay

Kichererbse keimt
von Imso Gabriel auf Pixabay

Ideal abgestimmte Wirkmechanismen sorgen für das immer wiederkehrende Keimen und Sprießen der Pflanzen, welche auf ihrem Höhepunkt mit der Frucht- und Samenbildung unsere Nahrungsmittel hervorbringen.

aus Wikipedia
Phytinsäure (Hexaphosphorsäureester des myo-Inosits, IP6) gehört zu den bioaktiven Substanzen. Sie dient in Pflanzen wie Hülsenfrüchten, Getreide und Ölsaaten als Speicher für Phosphat und Kationen (für Kalium-, Magnesium-, Calcium-, Mangan-, Barium- und Eisen(II)-Ionen), die der Keimling zum Wachstum benötigt. Aufgrund ihrer komplexbildenden Eigenschaften kann sie vom Menschen mit der Nahrung aufgenommene Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Eisen und Zink in Magen und Darm unlöslich binden, so dass diese dem Körper nicht mehr zur Verfügung stehen.

Widersprüchliche Aussagen zur Phytinsäure

Da zum Teil sehr widersprüchliche Aussagen über die Schädlichkeit bis hin zur Nützlichkeit der Phytinsäure sich im Internet finden, kommt man nicht umhin, sich selbst aus den Darstellungen ein möglichst umfassendes richtiges Bild zu formen, denn vor allem Vegetarier und Veganer, die ihre Ernährung auf Vollkorngetreide und viele Samen als Eiweißquellen aufbauen, sind verstärkt mit der Phytinsäure konfrontiert.

In manchen Artikeln heißt es, die Phytinsäure könne durch Kochen abgebaut werden, in anderen Texten wird festgestellt, dass sie nur durch Einweichen, nicht aber durch Erhitzen abgebaut werden kann. In keinem der Artikel findet sich ein Bezug zu den Mengen, die verzehrt werden. Isst also jemand täglich zwei mal eine Getreidemahlzeit aus vollem Korn oder nur eine Scheibe Vollkornbrot am Tag? Dann heißt es, der Körper könne sich an die Phytinsäure gewöhnen und lernen sie abzubauen, andere wiederum sagen, der Mensch könne es nicht aufspalten.

Die Phytinsäure – wie kann man sie verstehen?

Die Phytinsäure wirkt in den Samen und nicht im Fruchtfleisch oder Blättern der Gemüse und Früchte und so werden wir durch sie auf die Besonderheit der Samen als Nahrungsmittel aufmerksam. Reis, Hirse, Weizen, Roggen, Hafer bilden die Grundnahrung in den verschiedenen Kontinenten und sie sind durch den Phytin-Mineralien-Komplex mit Hürden der Verdaulichkeit ausgestattet. Deshalb drängt sich die Frage nach den traditionellen Zubereitungsarten für die Körnerfrüchte auf und man entdeckt, dass sie überall sorgfältigen Aufschließungsprozessen unterzogen wurden und teilweise noch werden. Vorgänge über einige Tage hinweg, wie beim Fermentieren, sind in allen Kulturen zu finden und scheinen grundlegend für ihre Verträglichkeit zu sein.

(Bild: Gerste, Roggen und Bohnen; Quelle: Gerste von Светлана auf Pixabay)

Nimmt man die feineren Lebens- oder Ätherkräfte hinzu, die in allen Pflanzen und Pflanzenteilen wirken, aber in besonders konzentrierter Form in den Samen – denn in ihnen schlummern die Impulse für eine ganze neue Pflanze – dann wird es noch verständlicher, weshalb sorgfältige Schritte es Aufschließens und Öffnens dieser kompakten Einheit notwendig sind.

(Bild: Keimende Linsen; Quelle: Linsen von Mario auf Pixabay)

Wenn wir ein Getreidegericht essen, dann begegnen wir den Mineralien, Vitaminen, Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten und müssen diese in der Verdauung in ihre kleinstmöglichen Einheiten aufspalten, um daraus menschliche Substanz bilden zu können. Im Getreide liegen diese in sehr kompakter Form vor. Wir begegnen aber auch den feineren Energien der Ätherkräfte, die ihrer Natur nach bestrebt sind, aus den Körnern wieder Getreide wachsen zu lassen. Auch diese imponderablen Kräftewirkungen muss der Mensch „verdauen“ und überwinden. Denn im menschlichen Körper dürfen nur menschliche Ätherkräfte walten und nicht pflanzliche Wachstumskräfte. Wenig Beachtung findet dabei heute, dass gerade in dieser Aktivität des Verwandelns eine wesentliche stärkende Wirkung der Getreide für den Menschen liegt. In der Begegnung und in der Auseinandersetzung mit ihren Lebenskräften regen sie die Bildung neuer Lebenskräfte – nun aber in menschengemäßer Art – im Menschen an.

(Bildquelle: Keimlinge von Tom auf Pixabay)

Die Kraftfülle der Getreide will aufgelockert und dem Menschen zugänglich werden

Die Getreide können den Menschen sehr umfassend nähren und stärken, und sie würden ausreichen, um für alle Menschen auf der Erde eine würdige Ernährungssituation zu schaffen. Dafür benötigen sie aber das Interesse, die Hinwendung und Aufmerksamkeit des Menschen, um sie in ihrem besonderen Wesen mehr verstehen zu lernen und sie aufschließen zu können. Schon in dieser Aktivität würde eine erste Stärkung zurückwirken. In der Natur erfolgt die Auflösung der Phytinsäure durch Wasser, das die Körner ausreichend lange umgibt und so das Enzym Phytase aktiviert. Dieses kann das Phytin spalten und die Mineralien frei setzen. Alleine dieser Vorgang, der je nach Pflanzenart mehrere Stunden bis Tage dauert, lässt erahnen, dass es nicht möglich sein kann, Getreide im Schnellverfahren harmonisch und für den Menschen wirklich gut verträglich zuzubereiten.

Ein Einweichen der ganzen Körner und auch des Vollkornmehls – etwa 10 bis 20 Stunden oder auch länger – erscheint daher aus der Sache selbst günstig. Durch diesen aufschließenden Vorgang wird der Verdauung eine Arbeit abgenommen, die sie vielleicht sogar selbst leisten könnte. Jedoch stellt sich die Frage wo hier die Grenze zur Überforderung liegt. Anstatt der möglichen Stärkung durch gut zubereitete Getreide könnte auch eine Schwächung des Organismus eintreten, wenn die Aufspaltungsprozesse nicht ausreichend gelingen und Disharmonie, Unruhe, vielleicht sogar Reizzuständen im Verdauungsapparat entstehen.

Selbst bei guter Zubereitung der Getreide bleibt eine belebende Herausforderung für die Verdauung erhalten – beginnend alleine schon im Mund beim verstärkten Kauen. Insbesondere stärken sich die gesunden Willenskräfte im Menschen, wenn gute Anforderungen bestehen, diese aber nicht zu hoch und auch nicht zu gering sind. Auch wenn der Körper in der Lage sein sollte, das Phytin selbst abzubauen, scheint es ihm sehr entgegen zu kommen, wenn er diesen erhöhten Aufwand nicht leisten muss. Vor dem Kochen eingeweichte Getreide werden als äußerst ruhig, entspannend und wohltuend im Bereich der Verdauungsorgane erlebt. Ihre gesamte Verwertbarkeit scheint zu steigen und sie sättigen auch länger.

Wasser von Jamie Nakamura auf Pixabay

Gerste eingeweicht und kurz vor dem Kochen mit frischem Bohnenkraut