Brot der Zukunft

Roggen-Dinkel-Vollkornbrot

Mit Honig und Salz gebackene Brote sind sehr harmonisch, mild und besonders leicht verdaulich. Das Brot entwickelt sich wie in der Mitte zwischen den beiden Polen von Honig und Salz, zwischen dem Süßen, Lösenden, mehr Kosmischen und dem Mineralischen, Festen, dem Irdischen.

Die Idee, Brot mit Honig, Salz, Mehl und Wasser zu backen, hatte Rudolf Steiner gegenüber dem Stuttgarter Bäcker Paul Burkhardt geäußert, der ihn gefragt hatte, wie er Brot herstellen könne, das für den Menschen wertvoll sei. In diesem Zusammenhang sprach Steiner auch von einem Brot für die Zukunft.

Diese damalige Idee ist im Laufe der Jahre fast in Vergessenheit geraten, vielleicht auch, weil die spontane Gärung mit Honig und Salz einmal besser und einmal schlechter gelingt. Sie wurde jedoch von Heinz Grill, Schriftsteller und geistig Forschender unserer Zeit, wieder aufgegriffen und in ihren Möglichkeiten erneut wahrgenommen. Er regte zwei Frankfurter Bäckerei-Ingenieure an, ein Ferment auf der Basis von Honig und Salz zu entwickeln, das leicht zu handhaben ist und mit dem sich Brote backen lassen, die einen heilsamen Charakter haben.

Ein Grund, für die milde Fermentierung des Brotteiges, liegt darin, dass in diesem Ferment überwiegend Milchsäure-Bakterien tätig sind, während sich in dem bekannten Sauerteig ein höherer Anteil an Essigsäure bildet. Es lassen sich auch alle Getreide damit verbacken.

Die spontane Gärung zwischen Honig und Salz beginnt jedes Mal ganz neu, während beim bekannten Sauerteig die Wurzeln oft weit in die Vergangenheit reichen, bis zum Großvater oder gar zum Urgroßvater. Im Neubeginn wird das Individuum ganz aus seinen eigenen Gestaltungskräften tätig und wird weniger von dem Fluss der überkommenden Traditionen bestimmt. Rudolf Steiner betonte das Individuelle und das eigenständige Erkennen und Gestalten als einen wesentlichen Aspekt für die seelische Entwicklung des Menschen der Zukunft.

Dinkel-Kamut-Brot

Die Idee des Brotes für die Zukunft von Rudolf Steiner spricht mich gerade in der jetzigen Zeit besonders an. Etwas ganz Neues zu schaffen mit einem konkreten Blick auf den Menschen und der Frage, wie ein gesundes physisches, gesellschaftliches und soziales Leben gestaltet werden kann, in dem der Einzelne nicht erschöpft oder zunehmend äußeren Vereinnahmungen und Limitierungen seiner kreativen Impulse unterworfen wird.

Es stellt sich mir die Frage, welche Qualitäten ein Brot besitzen muss, das Rudolf Steiner für die Zukunft, für den selbst bestimmten Menschen als förderlich sah. Leider gibt es von ihm keine direkten weiteren schriftlichen Ausführungen dazu. Es gibt jedoch verschiedene Vorträge und Texte über die Biene und den Honig sowie über die Mineralien.

Heinz Grill sieht in der Idee von Honig und Salz die Möglichkeit ein Brot zu backen, das die Qualität eines Krebsheilmittels besitzt und eröffnet damit eine sehr konkrete praktische Zielrichtung für das Brotbacken und Forschen. Ein heilsames Brot zu backen, wäre eine wirkliche Perspektive und ein Fortschritt für die Zukunft, der vielen Menschen zugute kommen würde.

Die Krebserkrankung zeigt sich in einer Tendenz zum Erkalten des Organismus, zur Unfähigkeit Fieber zu entwickeln, zu Verdunkelungen im Organismus und zum matt werden der Haut, die ihre lichte gesunde Ausstrahlung verliert. Welche Bedeutung kommen hier dem Honig und dem Salz zu?

Recht ausführlich hat Heinz Grill in diesem Zusammenhang in einer kleinen Broschüre die seelisch-geistigen und die körperlichen Wirkung der in dem Gärprozess entstehenden Milchsäure auf den Menschen und sein Immunsystem herausgearbeitet.

Trotz der jahrelangen sehr positiven Erfahrungen, auch bezüglich der einfachen Handhabung, mit dem Backferment auf Honig-Salz-Basis, bleiben für mich noch viele Erkenntnisfragen zu diesem Brot für die Zukunft.

  • Wie genau wirkt der Honig mit seiner lösenden Kraft und seiner Essenz aus tausenden von Blüten? Wie wirkt das Mineralische im Menschen mit seinen zentrierenden und formenden Kräften?
  • Entstehen neue Kräfte in dem Spannungsfeld zwischen Salz und Honig?
  • Welche feinere Qualität bringt die Biene als Wärme- und Sonnenwesen mit ihrem Honig in das Brot?
  • Welche Wirkung strahlt von dem weisheitsvollen Zusammenwirken des gesamten Bienenvolkes auf den Honig aus?
  • Spiegeln sich das Wärmende des Honigs und das kühle Klare des Minerals in feinster Form im Brot?
  • Wie können Erkenntnisse dazu praktisch in das Brotbacken einfließen und welche Wirkung entfalten sie auf die Brotqualität?

Sigrid Königseder