Spirituelle Gedanken und tägliche Ernährung begegnen sich

Ein meditativer Inhalt erweitert den Blick auf ein Lebensgebiet wie die Ernährung auf natürliche Weise und bezieht den Menschen mit seinen Entwicklungspotentialen ein. So gehen mögliche Gestaltungen der Ernährung mit wachsenden eigenen Fähigkeiten einher. Nachfolgender recht einfach klingender Gedanke kann die Fragen zur Ernährung begleiten und erweitern.

„Der Mensch ist so,
wie er sich zur Nahrung
in Beziehung setzt.“

Dieser Satz stammt von Heinz Grill. Er ist Philosoph, Schriftsteller und betrachtet aus seinen geistigen Forschungen heraus das einzelne Individuum als ein seelisches Wesen, das mit wachsender Beziehungsfähigkeit feinfühligere Empfindungen ausprägt und dadurch größere Ideale als Kulturelemente in das Leben einbringen kann. Die materiellen Stoffe werden dabei veredelt.

Diese Möglichkeit beschreibt er für verschiedene Lebensgebiete, wie Ernährung, Architektur, Pädagogik, Medizin, in einem Neuen Yogawillen, das Felsklettern und weiteren Lebensgebieten. Das Zitat findet sich auf S. 11 in „Ernährung und die gebende Kraft des Menschen“

Ein anderer Satz ist weltweit viel bekannter. Er legt den Schwerpunkt auf die Nahrungsmittel und der Mensch ist das Ergebnis seiner Nahrung. Er lautet:

„Der Mensch ist das,
was er isst.“

Diesen Satz formulierte der Philosoph und Anthropologe Ludwig Feuerbach etwa Mitte des 19. Jahrhunderts. Von ihm stammt auch das Zitat: „Die Speisen werden zu Blut, das Blut zu Herz und Hirn, zu Gedanken und Gesinnungsstoff.

Die beiden Sätze sind recht gegensätzlich und jeweils mit einer sehr tiefgreifenden Aussage verbunden. Es liegen ihnen sehr unterschiedliche Bilder des Menschen zugrunde. Man könnte nun sogleich in eine lebendige Diskussion über ihre Richtigkeit oder Falschheit, verbunden mit der eigenen Meinung dazu, eintreten.

Schnelle Bewertungen von richtig und falsch, gut und schlecht würden aber leicht in eine spaltende Polarisierung führen und vermutlich die weitreichende Bedeutung der beiden Sätze noch gar nicht berühren können. Deshalb würde es dem hier vorgeschlagenen spirituellen Herangehen mehr entsprechen, sich über mehrere Tage hinweg beiden Sätzen jeweils in Ruhe zu widmen mit der Frage, welche Stellung erhält der Mensch damit.

Erfahrungsgemäß möchte man sehr schnell eine Antwort auf die Frage erhalten und beginnt sie mit weiteren Überlegungen und Interpretationen herbei zu leiten. Für ein gutes Gelingen dieser Betrachtung sollten zunächst alle weiterführenden Interpretationen, sogar eventuelle eigene Antipathien oder Sympathien, Zustimmung oder Ablehnung beiseite bleiben, damit die Sätze sich ganz in ihrer eigenen Gestalt zeigen können. Es ist sogar ausreichend, von den einzelnen Worten auszugehen, denn die wenigen Worte enthalten die gesamte inneliegende Aussage und Intention. Es bedarf keiner Hinzufügungen durch den Betrachter, sondern sogar das Gegenteil ist der Fall. Durch das Zurückhalten aller eigenen oft sehr schnellen Bewertungen erhält der jeweilige Satz erst einen ausreichenden Raum, in dem eine tatsächliche Begegnung mit ihm und seinem Autor eintreten kann.

Weitere Beiträge:

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Der folgende Beitrag hängt nicht direkt mit der Ernährung zusammen, bezieht sich aber auch auf die Möglichkeiten des schöpferischen Gestaltens

Wilder Wald und heimatloser schöpferischer Mensch • Zwischen erholsamer Stille und stiller Traurigkeit im Nationalpark Bayerischer Wald