Ohne Enzyme ist ein geordneter Abbau der Nahrung in unserer Verdauung und ein gesunder Aufbau von menschlichen Eiweißen und Zellen nicht möglich. Entscheidend an ihrer Wirksamkeit ist unser Bewusstsein beteiligt. Gewöhnlich denken wir, dass die Verdauung auf rein chemischen Prozessen beruht und ganz automatisch im Körper abläuft. Dass dem aber keineswegs so ist, darauf weist Dr. Udo Renzenbrink in seinem Buch „Diät bei Krebs – Was tun zur Vorsorge?“ hin. Über die heilsame Wirkung von Gewürzen schreibt er: „Die Gewürzkräuter müssen aber bewusst geschmeckt werden. Schluckt man sie gedankenlos hinunter, tritt keinerlei Effekt auf.“1 Das bedeutet, dass etwa die Bitterstoffe in Gewürzen oder andere sekundäre Pflanzenstoffe, die die Enzymbildung anregen könnten, nicht wirksam werden.
Gedankenlos Dinge zu tun, in Hektik und Stress ist zunehmend zur modernen Lebensart geworden und sogar zu einem gewissen Ideal. Man spricht dann von „Multitasking“, wenn man in der Lage ist, zwei oder drei Dinge gleichzeitig zu tun, mit dem Ziel Zeit einzusparen. Während wir eine Sache erledigen, sind die Gedanken schon bei der nächsten Sache. Um Zeit zu sparen lesen wir beim Frühstück die Zeitung, das Mittagessen erfolgt im Gehen zwischen Arbeit und Einkaufen und das Abendessen nützen wir um die Nachrichten auf dem Smartphone zu beantworten. So sparen wir rechnerisch Zeit und bemerken gar nicht, wie wir gedankenlos essen, weil unsere Gedanken anderswo sind und wie wir in Wirklichkeit sogar Zeit verlieren.
Wir verlieren wertvolle Zeit, eine Zeit des Wahrnehmens der verschiedenen Düfte, der farblichen Impressionen, der anziehenden Formen und feinen geschmacklichen Nuancen, wenn wir die Speisen achtlos, weil nebenbei in uns hinein schlucken. Es sind verlorene Eindrücke, die das Potential in sich tragen würden, freudig belebend und entspannend auf unser seelisches Befinden zu wirken, regenerierend auf unsere verausgabten Nerven und anregend auf gesunde Stoffwechselvorgänge. Um einer Sache wirklich zu begegnen, sie wahrzunehmen und gedanklich zu erfassen, bedarf es immer einer gewissen Zeit. Ein fruchtiger, erfrischender, leicht süßlicher Geschmack beispielsweise, den wir bewusst erleben und mit diesen Begriffen erfassen, ist ein konkreter Gedanke. Essen wir gedankenlos, dann können wir uns am Abend vielleicht nicht einmal mehr daran erinnern, was wir mittags zu uns genommen haben. Ohne Gedanken sind wir beinahe wie blind gegenüber den Dingen.
Sicher hat jeder schon erlebt, wie das Wasser augenblicklich im Munde zusammenläuft wenn wir den Duft einer Speise wahrnehmen. Ohne auch nur einen Bissen der Speise auf der Zunge zu haben beginnen die Speicheldrüsen rege zu arbeiten, bereit den erste Löffel, der dann den Mund erreicht mit reichlich Verdauungsenzymen zu empfangen. Unmittelbar setzt sich dieser Reiz auch aktivierend auf Magen, Bauchspeicheldrüse, Darm usw. fort. Nur müssen wir kurz innehalten, wahrnehmen und schmecken damit die Düfte und Aromen ihr Potential entfalten können.
Der Autor Heinz Grill2 betont im Rahmen seiner ganzheitlichen Forschungen ebenfalls die Bedeutung dieses seelisch-physischen, ja sogar spirituellen Aspekts: „Ein bewusstes Schmecken der einzelnen Speisen trägt sehr erbauend zu einer gesunden Enzymbildung bei.“ Viel umfassender noch als man es gewöhnlich denken würde, beschreibt er dieses bewusste Schmecken als eine tiefgreifende Berührung der Zunge mit ihren Geschmacksknospen mit den Früchten und Gemüsen. Eine innigste Begegnung mit der Natur tritt dabei ein. Er spricht von einer intensivsten Begegnung mit der Natur, weil beim Essen und Schmecken der Mensch die Natur in sich hineinnimmt, sie intensiv berührt, abtastet, bewegt, erlebt und sich mit den Naturbedingungen verbindet.
Aber nicht nur zur Natur erfolgt diese unmittelbare Beziehungsaufnahme. Auch eine Begegnung mit den Menschen, die die Nahrung kultiviert, bereit gestellt und zubereitet haben, liegt für ihn im bewussten Wahrnehmen und Schmecken der Speisen. In der Beziehungsaufnahme sind wir enger mit der Speise verbunden und die bewussten Eindrücke regen unmittelbar innere Prozesse in den Organen an. Denn es ist der bewusste und klare Sinneseindruck, der ein freies und lichtes Element bis in die Verdauung hineinträgt.
Wirkliches Wahrnehmen ist mit Innehalten und Momenten der Ruhe verbunden. Wenn die Gedanken konkret wahrnehmend auf die Dinge und die Handlung ausgerichtet sind, die wir gerade tun, stimmen Außen und Innen überein. Außen und Innen stimmen auch überein, wenn unsere Gedanken sich zu den Menschen bewegen, die die Gemüse, Früchte, Getreide, Milchprodukte, die wir gerade essen, durch ihren Einsatz erzeugt haben. Objektive Sinnesprozesse dieser Art entlasten und stärken gesunde Stoffwechselvorgänge.
Da das Essen nebenbei vielfach bereits zur Gewohnheit geworden ist, kann es hilfreich sein, sich bereits vor dem Beginn der Mahlzeit vorzunehmen, die verschiedenen Aromen herauszuschmecken oder sich die Früchte vorzustellen, wie sie im Licht und in der Wärme der Sonne ihre Geschmacksstoffe heranbilden. Man könnte sich auch fragen, wie Gemüsepflanzen genau aussehen oder Kräuter, die in der Speise verwendet wurden. Wie sieht eine Krautpflanze aus, die Blüten und Blätter der Zucchini, der Lorbeer oder der Rosmarin? Wie sieht die Haferpflanze aus, von der wir die Flocken im morgendlichen Müsli verzehren? Aus welchen Ländern und Kontinenten stammen die Zutaten, aus denen die Speise auf unserem Teller komponiert wurde? Wie ergeht es wohl dem Menschen, der das Gemüse für uns geerntet hat? …
Die Freude am Wahrnehmen und bewussten Schmecken kann durch eine harmonische Gestaltung bei der Zubereitung der Speisen entscheidend gefördert werden. Hier noch ein anregender Rezeptvorschlag.
Chicorée – Salat (1 – 2 Portionen)
1 mittlerer Chicorée
1/2 Paprikaschote rot
1 kl. Zwiebel rot
1 Knoblauchzehe
3 Walnüsse in 1/8 -Stücke
Alfalfa-Sprossen (7 Tage gekeimt)
1Mozzarella
Salz
Essig
Zitronensaft
Olivenöl
Der Salat wirkt belebend, anregend, erfrischend, leicht, nahrhaft und sättigend. Das Essen kann zu einer Forschungsreise in die einzelnen Aromen und Konsistenzen werden. Das Bittere des Chicorée, die leichte Süße des roten Paprika, die milde Schärfe von Zwiebel und Knoblauch, das Bittere der Walnüsse, usw.
Bitter wirkt sehr anregend auf die Enzymbildung in der Bauchspeicheldrüse, die Alfalfa-Sprossen enthalten viele Enzyme, die Paprikaschote und der Zitronensaft sind reich an Vitamin C, welches als Co-Enzym wirkt, ….
1 Dr. Udo Renzenbrink: „Diät bei Krebs – Was tun zur Vorsorge?“ S. 51;
Als Arzt war sein Hauptforschungsgebiet die Ernährung in ihrer Wechselwirkung zum Menschen, sowie die umfassenden heilsamen Wirkungen, welche er mit ganzheitlichem Blickwinkel sehr differenziert und anschaulich beschrieb.
2 Heinz Grill: „Erklärung, Prophylaxe, Therapie der Krebskrankheit aus ganzheitlicher medizinischer und spiritueller Sicht“
Eine konkrete Beziehungsaufnahme zur Natur, den Menschen, den kosmischen Einflüssen, zu spirituellen Gedanken und den uns umgebenden Dingen sowie die Entwicklung zu mehr individueller Schaffenskraft bilden für ihn zentrale Elemente von Spiritualität und Heilung.